Alpha, A Musician, DJ, Producer, Moderator, Composer, Organizer & StarTrek Junkie
“Extreme Musik oder schnelle Musik ist kein Problem, ABER, sie kann zum Problem werden, wenn alle Tracks gleich klingen. Wie Prog, wie Full On. Wie TV”
Alpha – Ein Musiker, DJ, Producer, Moderator, Komponist, Veranstalter & StarTrek Junkie
Beginnen wir mit Informationen über deine Radio-Projekte, da gibt es Neuigkeiten
alpha‘s crazy sounds gibt es seit über 17 Jahren, angefangen im terrestrischem Radio in meiner früheren Heimatstadt Bremen und seit vielen Jahren sende ich online.
In der Vergangenheit auf chromanova.de, seit vielen Jahren auf babaganousha.net.
Die neue Show heißt „alpha‘s crazy sounds – recap“, recapitulation. Die Idee ist die Highlights aus dem PsyUniversum des vorangegangenen Monats zu bringen. Evosonic.de ist hauptsächlich ein Techno-, House- und Electro-Sender, nun sie luden mich ein, den Teil des PsyTrance zu übernehmen und ich fühle mich sehr geehrt und freue mich, das zu machen, denn ich war immer ein großer Fan von evosonic, schon zu Zeiten, als sie noch ‚on air‘ waren.
Erzähl doch mal, wie alles anfing, „the good old times“ ohne Online-Radio.
Vor vielen Jahren organisierte ich hier in Hamburg eine Zeit lang einen Sunday-After Hour-Club, das Savoy, viele Leute kamen, selbst im Sommer nach Festivals. In dieser Zeit hatte ich eines meiner ersten, großer “Knochen” genannten – Mobiltelefone, sehr schwer, und manchmal hielt ich diesen Knochen für eine halbe Stunde in den Club, genau der Sound lief und wurde ausgestrahlt.
Welchen Sound Stil bevorzugst du heutzutage?
Nach nun zehn Jahren DarkPsy, Hi-Tech, Psycore und was auch immer, habe ich mir herausgefiltert, was ich zur Zeit mag. Mein Lieblingstempo ist aktuell zwischen 170-185 BPM. Es gibt schon seit längerer Zeit von überwiegend jungen Artists eine Tendenz, 200 BPM und mehr zu spielen. Extreme Musik oder schnelle Musik ist kein Problem für mich. ABER sie kann ein Problem werden, wenn alle Tracks ähnlich klingen. Wie Prog, wie Full On. Wie TV.
Persönlich mag ich eine Mischung aus DarkPsy und Hi-Tech. Das Schwere und die Tiefe des DarkPsy, kombiniert mit dem schnellen Tempo von Hi-Tech, immer noch sehr psychedelisch und ohne wirkliche Strukturen, aber an manch wiederkehrende Klänge erinnerst du dich, vom Anfang des Tracks bis zum Ende. Und es sollte so groovy wie möglich sein.
Auf unserem letzten Album von -Z- (alpha & antagon) produzierten wir einen 190 BPM Track, für mich zum ersten Mal. Und es war interessant festzustellen, dass es physikalische Grenzen gibt, denn je schneller du wirst, desto schwieriger wird es, einen schönen Bass-Sound, Bassdrum und Basslinien zu entwickeln. Das ist auch der Grund dafür, dass bei schneller Musik die Basslinien nach Mickey Mouse klingen.
Wie erzählst du eine Geschichte in deinen Tracks? Befolgst du Regeln oder ist es ein intuitiver Workflow?
Ich erinnere mich gerade an damals, und wie man als Künstler, als Musiker, Songs mit einer Band einspielte. In dieser Zeit hattest du etwas in deinem Kopf, aber keine fertigen Klänge wie heute auf dem Computer. Was ich im modernem Psytrance gelernt habe, der erste Ton, die erste Note, alles geschieht von Beginn an, gleichzeitig. Man kann sagen, es ist das Gegenteil von der alten Schule, einen Track, einen Song zu produzieren. Es gibt nicht diesen großen Plan, die Songstruktur, die du für einen ganzen Track hast. Vielleicht gibt es eine Idee, einen Sound, vielleicht nur einen Schnipsel. Mein Interesse ist es auch, verschiedene Genres, sprich Elemente von Genres zusammenzubringen. Was mich aus der Vergangenheit am meisten beeinflusst, sind Punkrock, Hardcore und EBM/Industrial. Man hört diesen Background nicht so leicht raus aus den Tracks, aber sie wären anders ohne diesen Einfluss.
Sprechen wir über Multistyle, große Festivals. Was ist deine Meinung dazu?
Das Gefühl, dass du nicht allein bist, ist manchmal sehr wichtig. Ja, ich mag monostyle-Parties, das Gefühl, dass du mit deiner PsyFamily, deinem Tribe zusammen bist. Ja, ich mag auch Multistyle-Parties, also alle Styles gleichberechtigt zusammen, mit allen Subgenres, die wir haben. Und schließlich haben wir das große Glück, dass sich in unserer Psytrance-Szene, für jede Tageszeit, für jede Emotion, für den Tag, für die Nacht verschiedene Genres und Subgenres entwickelt haben. Wie sagten wir doch in der sogenannten guten alten Zeit: ‚high in the nighttime, in the morning we come back‘. Von Anfang an, seit nunmehr 25 Jahren haben wir gesagt: Nehmt die Menschen musikalisch behutsam an die Hand, mit diesem Stil, mit jener Stimmung und ihr könnt sie überall hinführen.
Du lebst seit 12 Jahren in Hamburg, aber spielst und organisierst seit längerer Zeit auch sehr oft in Berlin?
Das hat verschiedene Gründe. Zum Einen haben sich intensive Freundschaften mit verschiedenen Leuten und Veranstaltern entwickelt, wie z.B. Cannibal Crow (r.i.p.) von der geliebten Psycrowdelica (r.i.p.), die taffen Frauen von den Soundviechern, wie Nina Elektroengel oder Mad Lane und neue Freunde, wie Artchi von Quantize of Sense und noch viele mehr.
Es ist natürlich „toll“, der Typ zu sein, der die Fahne hochhält, der die Party organisiert. ABER, wenn du immer mit deinen eigenen Gagen draufzahlst, weil z.B. nicht genügend Gäste kommen, um die Kosten zu decken, die du nun einmal hast, macht es einfach keinen Sinn, sich ständig selbst auszubeuten. Das war auch ein Grund, mit der Dark Moons – Devil‘s Rejects nach Berlin zu gehen. Auch da ist es immer noch schwer, klar man muss kämpfen, um den Break Even zu erreichen. Eine größere Underground-Szene bedeutet auch, sagen wir mal, mehr Konkurrenz. Jede Stadt hat ihre eigenen Szeneprobleme, aber als Auswärtiger in Berlin fühlte ich mich dennoch von Anfang willkommen. Ich mag die Stadt, ich habe dort einige Jahre in den 80er gewohnt. Ich bin ein bisschen „Berlin-hörig“ und sehe dort die Möglichkeit, dass sich mehr Leute für die Musik interessieren, die ich versuche zu repräsentieren, zu supporten und zu organisieren.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Einen Wunsch habe ich für die weltweite Psytrance Community: sei bewusster in dem, was du tust und nicht nur stumpf, welche Drogen du nimmst. Sei bewusster gegenüber deinem Leben, deiner Zukunft, engagiere dich z.B. gegen die Nazi-Sch*** oder ähnlichen Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft. Entwickle ein Umweltbewusstsein und all diese Dinge. Für mich selbst wünsche ein wenig mehr Respekt und Akzeptanz und Gigs in Ländern, in denen ich bislang noch nicht gespielt habe.
Be more conscious, be more fair, be more respectful, stay psychedelic!
Interview: Manjula – Mülder