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Psytrance-Festivals gehören zum Sommer. Monatelang steigert sich bei vielen die Vorfreude aufs Stampfen unter freiem Himmel zu bester Musik bei Tag und Nacht. Doch wo für die einen Liebe in der Luft liegt, hören andere Lärm. Für Veranstalter ist es nicht selten ein Balanceakt, alle Wünsche von Behörden, Anwohnern und Festival-Besuchern unter einen Hut zu bringen. Manche schaffen es, andere versuchen es – und einige scheitern.

Nexus Festival kurz vor Toröffnung pleite

In diesem Sommer gab es in Deutschland einige Nachrichten, die so manchen Psytrance-Fan irritiert haben. So wurde das in der Event-Location Ferropolis geplante Nexus Festival schweren Herzens trotz aller vorhandenen behördlichen Genehmigungen und leidenschaftlichem kreativem Einsatz kurzfristig abgesagt, da den Veranstaltern kurz vor Öffnung der Tore das Geld ausging. Die Einnahmen durch den Vorverkauf seien unter den Veranstalter-Erwartungen zurück geblieben. Im Insolvenzverfahren wird derzeit geklärt, ob Ticketkäufer noch Rückzahlungen zu erwarten haben, wie Mars von der Nexus-Crew berichtet. Die Veranstalter stehen nach eigenen Angaben vor einem Scherbenhaufen – nicht nur finanziell.

Absage des Second Horizon Festivals spaltet Gemüter

An den Auseinandersetzungen mit Behörden scheiterten hingegen die Veranstalter des Second Horizon Festivals. So wurde das, was nach einer gelungenen Premiere 2016 nach intensiver Vorbereitung mit Liebe zu den gestalterischen Details als zweite „psychedelic journey to the borders of reality and beyond“ mit vielversprechendem Line-up angekündigt wurde, für hunderte Besucher aus aller Welt 2017 zum nervigen Kurztrip. Sie waren umsonst an den Kiekebuschsee bei Berlin angereist. Sie hatten sogar noch am ersten Tag der Veranstaltung Tickets am Gate gekauft – und wurden aufgrund des Festival-Verbots im Anschluss von der Polizei wieder nach Hause geschickt.

Schnell sickerte durch, dass das Verbot des Festivals die Veranstalter eventuell weniger überraschte als zunächst angenommen. Von fehlenden Genehmigungen war die Rede wie für die Nutzung des Waldgebiets, für das Festival sowie Mängeln am Sicherheitskonzept – und eines Festival-Verbots durch die zuständige Gemeinde Schönefeld bereits Tage zuvor. Das Verbot war vor Festival-Start gerichtlich bestätigt worden. Menschlich mag die Situation für viele traurig und wenig nachvollziehbar gewesen sein. Doch hier stellt sich die Frage: Wer ist verantwortlich für die entstandene Situation?

Titelzeilen in Online-Medien wie „Dreiste Abzocke oder einfach nur Pech?“ spiegelten wieder, was sich viele Psytrance-Fans fragten. In den sozialen Medien kochte die Stimmung hoch. Deutlich wurde im Nachklang, dass es schon länger Unstimmigkeiten zwischen Veranstalter und der Gemeinde Schönefeld gegeben hatte. Für ein Statement dazu stand die Second Horizon Crew nicht zur Verfügung.

Indian Spirit impression
Second Horizon impression by Yonatan Benakras

Ein Kommentar in den sozialen Medien: „Es sollte vielleicht die Info rüberkommen, dass man als Veranstalter eben die Gemeinde/Bürgermeister und so weiter bei so einer Veranstaltung auch entsprechend mit ins Boot holen muss, da wenn man genau hinschaut, man bei fast jedem Psytrance-Festival entsprechende Mängel finden würde. Solche Klagen entstehen ja meist nur, wenn es zuvor schon Reibereien gab. Die Veröffentlichung des Veranstalters auf der offiziellen Seite, dass ,neureiche Spießer, die die Pferde in den See kacken lassen gegen das Event klagen’, lässt nicht annehmen, dass hier versucht wurde, die Wogen möglichst flach zu halten.“

Antaris-Crew setzt seit Jahren auf gute Kommunikation mit Behörden

Wogen flach halten und sich um gute Kommunikation bemühen: Das haben sich die Macher der Antaris auf die Fahnen geschrieben: „Seit über zehn Jahren findet die Antaris auf dem Flugplatz Otto Lilienthal bei Stölln statt, und die Zusammenarbeit mit den Behörden hat immer gut funktioniert“, heißt es seitens der Antaris-Crew.

Weiter erläutern sie: „Es gibt natürlich vereinzelt Gemeindevertreter und Einzelpersonen, die gegen die Durchführung der Veranstaltung sind oder Anwohner, die sich durch die Lautstärke gestört fühlen. Es gibt jedoch immer überzeugende Argumente für das Viertages-Festival, nicht zuletzt wegen des großen Nutzens für die Region. Veranstalter Uwe Siebert sucht bei Problemen das direkte Gespräch und bietet eine Lösung an, wie etwa freien Eintritt für angrenzend wohnende Bürger oder, wie jüngst von den Gemeindevertretern gefordert, eine deutlich höhere Pacht, wovon der örtliche Segelflugverein besonders profitiert.“

„Der Verein hatte sich nach den regenreichen Tagen im Juli nach der Antaris über den Zustand des Platzes beim Veranstalter beschwert, weil der Boden durch die erschwerenden Wetterverhältnisse ziemlich mitgenommen war. Der Verein verlangte eine entsprechende Zahlung, und für 2018 sagte der Veranstalter zunächst zu. Mit entsprechender Kommunikationsbereitschaft, situativem Entgegenkommen und natürlich der Einhaltung der behördlichen Vorschriften kann die Antaris nun auf stolze 23 Ausgaben zurückblicken und arbeitet schon an Nummer 24, die für den 13. bis 16. Juli 2018 bereits genehmigt ist.“

Synaptic Eclipse Festival sucht nach Lösungen

Doch manchmal beißen sich Veranstalter trotz großer Bemühungen fast die Zähne aus. So hat das Synaptic Eclipse Festival bei Meppen in 2017 nach Veranstalterangaben alle Auflagen erfüllt – und trotzdem keinen einfachen Start für 2018.

Tanzen in weißem Sand und Laser-Rausch vor kunstvollen Projektionen. Ein kreatives Set-up, liebevolle Deko, Sound vom Feinsten: Wer das Synaptic Eclipse Festival 2017 besucht hat, hat schnell gemerkt, dass die Herzen der Veranstalter im Goa-Takt schlagen. „Es waren 1800 Gäste da. Wir hatten null Polizei- oder Krankenwageneinsätze“, erklärt Christian (Xian) von der Synaptic-Eclipse-Crew. Auch seien die Auflagen der Gemeinde zu 100 Prozent erfüllt worden. „Danach gab es allerdings zahlreiche Beschwerden der Anwohner zur Lautstärke.“ Dabei sei das Event unter der genehmigten Lautstärke geblieben. „Wir hatten überall Messpunkte und Toningenieure im Einsatz, die die Lautstärke kontrolliert haben“, erläutert Christian.

Eine Genehmigung der Stadt für eine zweite Edition des Synaptic Eclipse Festivals 2018 liege nun bereits vor – allerdings mit der Auflage, nachts keine Musik zu spielen. „Das ist für uns keine Option“, erklärt Christian sofort. Schon gar nicht, da man mit Toningenieuren ein Soundkonzept erarbeitet hatte, um mithilfe von Schallschutz den Lärm für die Anwohner massiv zu senken. Das Angebots eines Probedurchlaufs sei von der Stadt jedoch nicht angenommen worden.

„Ich glaube schon, dass die Leute in den Behörden den Begriff Goa-Party gegoogelt haben, auf negative Artikel über die Szene gestoßen sind und Vorurteile haben“, sagt Christian. „Denn 2017 hatte ich es als Kunst- und Musikfestival angemeldet. Unsere Vermutung ist, dass sie uns hier nicht haben wollen.“ Dabei habe man den Behörden sogar 2000 Unterschriften für das Festival vorgelegt. Christian kündigt an: „Es wird ein Synaptic Eclipse Festival 2018 mit nächtlicher Musik geben. Notfalls müssen wir nach einer neuen Location suchen, was aufgrund des tollen bisherigen Geländes natürlich sehr schade wäre.“

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