Eine fantastische, mitreißende Reise in spirituelle Welten auf dem O.Z.O.R.A. Festival.
Eine Geschichte von Mischa Latwesen latwesen@web.de.
Neue Besucher auf dem Ozora Festival
„Und du bist sicher, wir fallen hier nicht weiter auf unter all diesen Menschen?“, fragte Grolim. Der Zwerg schaute sich neugierig zwischen den Ständen um, während sie zu dritt durch die Gasse schlenderten. Rundherum boten Händler Bekleidung, Schmuck und Essen an. „Nein“, erwiderte Aneesha. Die schlanke hochgewachsene Elfin überragte den stämmigen Grolim um mehr als einen Kopf. „Solange Flexa in meinem Beutel bleibt und wir sagen, dass Fionn mein Sohn ist, fallen wir kaum auf“. Zumindest in ihren braungrünen Gewändern und ihren Holzperlenketten passten sie in das allgemeine Erscheinungsbild der Menschen hier. Grolim trug einen dicken abgewetzten Lederwams mit schweren Stiefeln. „Aber ich bin doch mit meinen 36 Jahren viel zu alt, um als jugendlicher Mensch durchzugehen“, sagte Fionn, der etwas größer war als Grolim. „Und was ist mit unseren spitzen Ohren?“, fragte Fionn. „In den Augen der Menschen siehst du jung aus und könntest als „Teenager“ – wie sie sagen – durchgehen“. „Woher weißt du soviel über Menschlinge“, wollte Grolim wissen. „Ich habe ihre Welt schon ein paar Mal besucht, auch dieses Fest. Deshalb weiß ich auch, dass wir an einem Ort wie hier so gut wie sicher sind“, antwortete Aneesha. Auf ihrer Flucht vor dem bösen Magier Zoth-Ommog war die Gruppe überhastet durch die Dimensionen geflüchtet. In einem Teezelt ließen sie sich nieder, Aneesha bestellte Chai und Kuchen für sie und bezahlte mit einer wunderschönen Muschelkette mit Silberschmuck. Zu dritt setzten sie sich in eine Ecke des Standes und Flexa, die Pixiefrau linste mit ihrer langen Nase und den schrägen Augen aus Aneesha Beutel heraus. „Wir befinden uns in einem Land, das Ungarn heißt. Stets im Sommer treffen sich hier viele Tausend Menschen, um eine Woche lang bei Musik zu tanzen und zu feiern. Das Fest nennen sie Ozora. Die Menschen kommen aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Sprachen, viele von ihnen nehmen eine lange Reise auf sich, bis sie hier ankommen. Es gibt unter ihnen eine Art Gemeinsprache, die sie „englisch“ nennen“, erklärte Aneesha. Sie holte einen blauen Kristall aus einer ihrer Taschen und setzte zu einem kurzen Zauber an. „Magie funktioniert in dieser Welt nicht so gut wie bei uns“, sagte Aneesha, „aber wenn ihr euch auf den Kristall hier konzentriert, könnt ihr das Englisch der Menschen verstehen und sprechen“, sagte Aneesha. Blaue Funken hüpften aus dem Kristall, während sich die Gruppe für den Zauberspruch öffnete. „Wir bleiben solange hier, bis ich genug Energie gesammelt habe, um ein neues Dimensionstor für unserer Heimreise zu öffnen“, sagte Aneesha.
Von schräg gegenüber schaute David zu der Gruppe herüber. Er strich sich seine langen braunen Dreadlocks aus dem Gesicht und starrte erst Aneesha und dann Grolim an, der am nächsten bei ihm saß. „Deine Freundin hat ja tolle Elfenohren aufgesetzt“, sagte David. „Was für einen Kleber benutzt sie denn?“ „Öhm, das ist ein selbstgemachter Klebstoff“, stammelte Grolim, der trotz des Sprach-Zaubers einen zwergischen Akzent hatte. „Wir sind Schausteller und treten als Artisten auf“, sagte Grolim. „Hi, mein Name ist übrigens David“, sagte David. „Ich komme aus Holland und du, aus Schottland etwa, so wie du sprichst?“ „Ähm, nein. Ich komme ganz wo anders her, aus Eng…-Land“, sagte Grolim zögerlich. „Ach so, ja, ganz woanders, schon klar, hahahaha!“, lachte David. Aus den Augenwinkeln sah David noch, wie die kleine Flexa flink aus dem Beutel heraus langte, etwas von einem Kuchenstück abzwackte und wieder in Aneeshas Tasche verschwand. „Wow, ich glaube, da habe ich ein Bier zu viel gehabt“, sagte David. „Hast du das kleine Wesen in dem Beutel eben gesehen?“, fragte David. „Öhm, ich weiß nicht, wovon du sprichst, aber du hast schöne Filzlocken auf dem Kopf, so ähnlich wie einige Strähnen in meinem Bart“, sagte Grolim, um Davids Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Hier, ich schenke dir eine Perle, die du dir einflechten kannst, wenn du magst.“ Schnell holte Grolim eine tönerne Perle aus seinem Wams und gab sie David. Die filigranen Gravuren darauf zeigten verschlungene Muster. Grolim beugte sich zu Aneesha herüber. „Ich glaube, der hier wittert schon, dass wir keine Menschen sind“, raunte der Zwerg zu der Elfin. „Ich merke, wie ich wieder etwas energiereicher werde“, sagte Aneesha. „Wir wandern noch ein bisschen über das Gelände, denn die Erde hier ist stark, hier kann ich mich aufladen“. Die Gruppe stand auf und Grolim verabschiedete sich von David, schüttelte mit seiner großen Pranke seine Hand, während Flexa aus Aneeshas Beutel herauslinste und dem völlig ungläubig guckenden David frech die Zunge herausstreckte.
Hinter den Ständen lag eine große Wiese mit einem Kuppelbau aus Holz und Stroh. Davor wirbelten einige Männer und Frauen mit Stöcken und Stäben herum. In die Richtung zog die Gruppe, als ein ganz in Pink bemalter fast nackter Mann auf sie zukam. „Hey tolle Kostüme und deine Ohren sehen ja wirklich echt aus. Was für einen Kleber benutzt du denn?“, fragte der schlanke Mann, der genauso groß wie Aneesha war. Die Elfin lächelte ihn an und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er grinste und warf Aneesha einen Handkuss zu. „Was hast du dem denn gesagt?“, wollte Fionn wissen. „Ich habe ihm verraten, dass meine Ohren echt sind“, sagte Aneesha. Während Fionn und Grolim den Jongleuren zuguckten setzte sich Aneesha zu einigen fliegenden Händlern. Sie tauschte ein paar ihrer Ketten und Schmuckstücke gegen Münzen und Papiergeld ein. Von einem Händler erwarb sie einen strahlend weißen Bergkristall – genau so einen hatte sie gesucht. Aus Dankbarkeit zeigte sie ihm noch ein paar Knoten zum Flechten von Bändern und Lederketten.
Fionn und Grolim hatten sich bereits mit den Jongleuren unterhalten und Fionn wirbelte mit unglaublicher Geschwindigkeit Poi umher. „Die Darbietung von Bewegungskunst ist bei mir daheim recht beliebt, auch ich verstehe mich ein wenig auf dieses Spiel“, sagte Fionn etwas gestelzt während er sich zugleich elegant und schnell um die eigene Achse drehte. Der Sprachzauber wirkte auch bei ihm etwas umständlich. „Pass auf, dass deine Gummi-Elfenohren nicht abfliegen“, rief ihm eine junge Frau aus der Truppe der Jongleure zu. „Was für einen Kleber benutzt du?“. Fionn überhörte die Frage.
Grolim schwitzte unter der Mittagssonne, zog sich den Lederwams aus. Die Tätowierungen auf seinem muskulösen fassförmigen Oberkörper, zusammen mit unzähligen Narben gaben einen eindrucksvollen Anblick ab. „Hast du dich mal mit Feuerpois verbrannt, oder woher stammen die Verbrennungen auf deinen Armen“, wollte einer der Jongleure wissen. „Ach, da war ich noch ganz junger Zwerg, hatte kaum Flaum am Kinn als ein Drache unsere Silbermine überfiel“, sagte Grolim, ohne darüber nach zu denken. „Du bist wirklich ein echter Zwerg, wie aus den Fantasy-Geschichten?“, fragte der Jongleur. „Öhm, nein, natürlich nicht, ich bin Eng…-Länder, aber aufgrund meiner Statur tue ich so, manchmal“, brummelte Grolim verdrießlich in seinen Bart. Es viel ihm schwer seine wahre Natur zu verneinen.
Aneesha betrachtete die zwei riesigen Holzfiguren am Fuße eines großen Baumes. Während eine männliche Figur nachdenklich vor dem Baum saß, stand eine weibliche Figur aufrecht dahinter und streckte ihm einen Apfel entgegen. Aus Aneeshas Tasche heraus meldete sich Flexa zu Wort. Auch ihre Kräfte waren wieder zurückgekehrt. Sie wob einen Unsichtbarkeitszauber um sich, kletterte aus dem Beutel und flog mit ihren kleinen transparenten Flügeln die ihrem Rücken entsprangen auf Aneeshas Schulter und setzte sich. Doch schon gleich wieder erhob sie die Pixiefrau und flog pfeilschnell um die zwei Holzfiguren und den wunderschönen Baum.
Anna und Balázs hatten bereits sehr intensiv gefeiert und saßen nun im Schatten des Baumes mit vielen anderen. Das ungarische Pärchen war seit 2004 auf jeder Ozora gewesen und hatte schon eine Menge wundersame Sachen erlebt, aber fliegende Pixies gehörten nicht dazu. Flexa bemerkte, dass ihr Unsichtbarkeitszauber bei den beiden nicht wirkte – dafür waren ihre Gehirnströme zu stimuliert. Flexa flog eine langgezogene Kurve um Anna und Balázs und zog einen glitzernden Bogen aus goldenen Partikeln hinter sich her. Aneesha setzte sich zu den beiden und sagte mit spielerischem Ton: „Tja, Tinkerbell ist heute wieder ganz besonders gut drauf.“ „Ist ja irre, von welchem Cosplay bist du denn“, wollte Anna wissen. „Und die zwei Typen gehören wohl auch zu dir“, ergänzte Balázs, der sah, wie sich Grolim und Fionn näherten und zu ihnen gesellten. „Auch wenn wir etwas anders wirken, wir sind doch alle Ozorians. Und ja, ich benutze einen ganz besonderen Kleber für meine spitzen Ohren “, sagte Aneesha mit einem verschmitzen Lächeln. „Wenn ihr wollt, könnt ihr uns helfen Energie zu sammeln, damit wir bald wieder heim reisen können“, sagte Aneesha. Alle standen auf und gingen unter den großen Baum, während Fionn noch von den Jongleuren schwärmte, mit denen er Techniken und Bewegungsabläufe ausgetauscht hatte. Sie bildeten einen Kreis um den Baum und reichten sich die Hände. „Und was genau sollen wir jetzt tun?“, fragte Anna. „Nur spüren, wie die Energie dieser wunderschönen Region aus den Wurzeln des Baumes strahlt und in mich überfließt. „Das sind doch zwei Baumstämme“, sagte Balázs. „Vom Wurzelgeflecht her sind sie eins – so wie wir lebenden Wesen auch, in einem übertragenen Sinne“, sagte Aneesha. Ein Gefühl bedingungsloser Liebe durchströmte alle, gefolgt von warmen Farben voller Glückseligkeit. Ein Kribbeln in der Bauchgegend und in den Handflächen breitete sich aus, während die empathische Verbindung der Elfen, Menschen und dem Zwerg zunahm. Flexa hatte ihre Substanz in eine ätherische Form verwandelt und verschmolz mit dem Baum, in dem eine uralte Dryade lebte und die sich ausgesprochen freute das Ritual zu unterstützen.
Als der Abend dämmerte hatte Grolim bereits drei Pizzas und vier Lángos, gefolgt von zehn Pancakes, vertilgt und mit vier Liter Bier heruntergespült. „Hätte gar nicht gedacht, dass das Bier hier so lecker schmeckt, aber die Ungarn verstehen was von der Kunst des Bierbrauens“, sagte er und rülpste zufrieden. Über eine Holztreppe stiegen sie einen Hang hoch und sahen eine mit Reet gedeckte Holzkonstruktion, ähnlich einer Pyramide. „Hier findet gleich ein Ashtanga-Yoga-Kurs statt, wollt ihr nicht daran teilnehmen“, sprach sie eine braungebrannte junge Frau an. Aneesha willigte ein, während Grolim und Fionn durch einen hölzernen Drachenkopf über eine Brücke gingen. Sie erblickten einige Handwerker, die allerlei Tätigkeiten nachgingen. Mit kundigem Blick nahm Grolim an Webstühlen und Töpferscheiben einige kleinere Reparaturen und Verbesserungen vor. Die Handwerker waren verblüfft über sein handwerkliches Geschick trotz seiner riesen Pranken und luden ihn zu einem Bier ein. „Normalerweise erledige ich solche Arbeiten über Nacht und setze mir dabei eine rote Filzzipfelmütze auf“, scherzte Grolim und lachte laut über sich selbst. „Aber statt einer Schüssel Milch bevorzuge ich einen Humpen Bier als Belohnung“. Die Handwerker um ihn herum grinsten, prosteten einander zu und schon bald war Grolim von einer Reihe Kinder umringt, denen er die aufregendsten Geschichten über Drachen, magische Schätze und verwunschene Prinzessinnen erzählte. Und sie waren alle wahr, auch wenn ihm nur ein paar der Kinder glaubten.
Aneesha verbog sich mit spielerischer Leichtigkeit. Der „Sonnengruß“, so nannte es die Yogalehrerin, ähnelte Übungen, die Aneesha seit ihrer Kindheit praktizierte. Sie genoss die Dehnung und spürte, wie sie auch hierbei Kräfte sammeln konnte.
In der anbrechenden Dunkelheit lauschte Fionn dem Gespräch zweier Menschen, die wohl als Künstler auf dem Fest auftraten. Sie bezeichneten sich als „DJs“, aber Fionn hatte keine Ahnung, welche Instrumente sie wohl beherrschten. Sie unterhielten sich über die Musik, die der eine von beiden gerade gespielt hatte. „Du solltest dir meinen neuesten Track über Kopfhörer anhören, dann würdest du besser verstehen, wie er funktioniert“, sagte der eine, doch Fionn kapierte überhaupt nichts. Was sind Kopfhörer?, dachte er.
„Nun ist es bald soweit und wir können wieder heimreisen, doch zuletzt sammle ich noch Energie von der großen Haupttanzbühne ein. Das nennen die Menschen hier „Mainfloor“, sagte Aneesha.
Schon von weitem hörten sie ein tiefes rhythmisches Wummern. Sie folgten einer weiteren Holztreppe nach unten und kamen in ein großes Tal. Vor einer Bühne stand eine bunte Konstruktion mit einem zentralen Mittelmast von dem aus bunte Tücher abgespannt waren. Lichter in allen Farben blitzten auf, Tausende Tänzer wogten wie eine dynamische Masse umher, Arme reckten sich in die Höhe. „Diese Trommel- und Tanzmusik klingt ja völlig anders als alles, was ich je gehört habe und trotzdem erkenne ich Elemente wieder von meiner Lieblingsblaskapelle“, staunte Grolim. „Aber da stehen ja keine Musiker auf der Bühne, sondern nur ein Mann, der in einen kleinen aufgeklappten Koffer starrt. Wieso ist das denn so laut?“, brüllte Grolim in Richtung Aneesha. „Der Klang kommt aus dem Kasten, den der Musiker vor sich liegen hat und die Lautstärke wird magisch verstärkt und schallt aus den großen Gebilden links und rechts von der Bühne heraus. „Ich mag es, wie die schnellen Trommelklänge meinen Bauch massieren“, sagte Grolim und begann mit seinen kräftigen Füßen auf den Boden zu stampfen wie einige Tänzer in seiner Nähe. In einem anschwellenden Fluss schwoll die Musik an, schrille Töne überlagerten sich, kreischten wie entfesselte Geister und verschmolzen zu einer Kakophonie aus Lärm und Krach. Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte kurz Stille, dann setzte die Basstrommel unvermittelt wieder ein. Die Menge jubelte. Über ihnen glitzerten die Sterne. Flexa sauste im Kreis um den Tanzplatz. Die Lichtspiele gefielen ihr gut und obwohl sie wusste, dass Aneesha sicher schimpfen würde, nahm sie wieder eine ätherische Form an und verschmolz mit der Energie, die durch alle dünnen Drahtseile floss, die zu den bunten Lichtern führten und sie speisten. Anna und Balázs hatten gerade David aus den Niederlanden kennen gelernt, der beim Tanzen seine braunen Dreads durch die Gegend wirbelte. Plötzlich schien es so, als ob die Farben der Lightshow noch intensiver leuchteten. Glitzernde Spiralen in Regenbogenfarben drehten sich langsam aus dem Mittelmast des Mainfloors heraus und sausten dann wie Blitze los. Goldene Partikel lösten sich von oben aus der Dekoration und rieselten auf die Tänzer herab. Manche sammelten sich in bunten, durchsichtigen Blasen, die platzten und ihre leuchtende Fracht wieder entluden. Mit breiten Grinsen trat Fionn neben David. „Mit Pixies zusammen macht das Feiern immer Spaß“, lachte Fionn, „vor allem, wenn man es bunt mag“. Nach einer Weile stieß auch Grolim zu ihnen. Er rollte mit den Augen, schnaufte und schwitzte ein wenig. „Ich habe euch alle so lieb, es ist alles so schön gerade, ich könnte die ganze Welt umarmen“. Anna, Balázs und David tauschten einen kurzen Blick aus. „Das liegt an der Musik, sie holt nur hervor, was sowieso schon in jedem veranlagt ist“. „Eben vor der Bühne habe ich einen halbnackten Mann in einer Kuhfellhose getroffen, der Euter auf seinen Schuhen stecken hatte. Mit einer schwarzen Apparatur hat er auf mich gedeutet“, sagte Grolim, während er vor und zurückschwankte und mit den Händen gestikulierte. „Ah, toll. Du bist gefilmt worden, vielleicht bist du dann im nächsten Aftermovie zu sehen“, sagte Anna. Grolim verstand nicht wirklich viel von Annas Erklärung, war aber froh offensichtlich keinem bösen Hexer begegnet zu sein, der ihn verzaubern wollte. Schließlich schloss sich ihnen auch Aneesha an, die die ganze Zeit intensiv getanzt hatte. „Seht ihr die großen leuchtenden Kristalle dort oben, auf dem Hügel hinter der Bühne?“, sagte die hochgewachsene Elfe. „Dort kann ich ein magisches Tor öffnen, damit wir wieder heimreisen können“. Sie schoben sich aus der tanzenden Menge, die drei Menschen begleiteten die Gruppe.
Als sie auf dem Hügel angekommen waren bot sich ihnen ein wunderbarer Ausblick auf das erleuchtete Tal mit seiner kreisrunden Tanzfläche. Rund um die mannshohen Kristalle saßen Grüppchen von Menschen, es herrschte eine ausgelassene Stimmung. „Das sind ja gar keine echten magischen Kristalle, sondern nur Lampen“, stellte Fionn fest.
„Ihr meint das wirklich ernst, dass ihr Elfen, Zwerge oder sonst etwas seid, oder?“, fragte David. „Das tun sie, in der Tat“, sagte ein älterer Mann mit einer orangefarbenen Kappe auf dem Kopf. „Raja, ich habe gehofft, dich hier zu treffen“, sagte Aneesha und umarmte den Mann. „Das macht vieles einfacher“. „Das glaube ich alles nicht, das wird ja immer besser“, staunte Balázs. „Woher kennt ihr euch denn?“ „Nun, Raja ist nicht nur ein musikalischer Weltenbummler, sondern auch in anderen Dimensionen unterwegs“, erklärte Aneesha. Nachdem sich alle vorgestellt hatten, nahmen sie im Kreis Platz. Grolim holte etwas Pfeifenkraut aus einem Beutel und stopfte seine Steinkopfpfeife, die schon seinem Großvater gehört hatte. Während er noch nach seinem Zunderkästchen kramte, entzündete David ein Feuerzeug, Grolim brummelte irgendetwas, bedankte sich für das „magische Feuer“, blies schnaufend ein paar Rauchringe aus und reichte die Pfeife weiter. „Hier“, sagte Aneesha, „diese magische Flöte ist für dich, Raja. Sie hilft dabei, das Publikum zu betören“. Die Elfe zog eine über 40 cm lange Flöte aus dunklem Holz, die mit verschlungene Schnitzereien verziert war, aus einer winzigen Gürteltasche. „Oh vielen Dank“, sagte Raja, „die kann ich gut für unseren nächsten Live-Auftritt gebrauchen“.
„Nun ist es an der Zeit für uns zu gehen“, sagte Aneesha. Sie nahm einen Beutel, streute daraus weißen Sand zu einem Kreis. Grolim, Fionn und Aneesha stellten sich hinein, während Flexa mit einem Jauchzen angedüst kam, Raja einen Kuss auf die Nasenspitze verpasste und in Aneeshas Beutel verschwand. „Lebt wohl, David, Anna und Balázs. Und bis bald Raja“, sagte die Elfin.
„Gute Reise und wir sehen uns in Shpongleland“, erwiderte Raja. Die Hochelfin sang eine Melodie, die Raja mit seiner neuen Flöte begleitete. Aneesha hielt den Kristall, den sie zuvor bei den Ständen erworben hatte, vor sich als Fokus ihrer magischen Kraft. Die Gruppe innerhalb des Kreises konzentrierte sich auf den hellen Bergkristall und wurde langsam immer durchsichtiger und verschwand mit einem lauten „Puff!“ Es roch nach frischen Erdbeeren und Vanilleeis.
„Ist das wirklich alles passiert“, fragte Anna nach einer kurzen Pause.
„Na, klar. Auf der Ozora ist doch alles möglich“, sagte Raja und lachte schelmisch wie eine Grinsekatze.