Damit Cannabis künftig komplett legalisiert werden kann, bedarf es des Engagements von Aktivisten. Aber wie wird man so einer?
von Markus Berger
Weite Akzeptanz
Dass Cannabis eine so weite Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft erlangen konnte, liegt an den Forschern und Wissenschaftlern, die sich um die Erforschung der Hanfpflanze, ihrer Wirkstoffe und ihrer medizinischen Verwendbarkeit verdient gemacht haben. Vor allem aber liegt es an der Präsenz der zahlreichen Aktivisten, die sich, ohne müde zu werden, dafür einsetzen, dass das Thema Cannabis immer wieder aufs Tapet der Medien und damit der Politik kommt.
Motivationen des Aktivisten
Der typische Cannabisaktivist hat verschiedene Motivationen, sich für eine Veränderung innerhalb der Drogenpolitik einzusetzen. Denn zum einen ist der War on Drugs, der Krieg gegen die Drogen, von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil Prohibition, also eine Verbotspolitik, in Bezug auf Substanzen noch nie erfolgreich gewesen ist – und es auch künftig nicht sein wird. Den Menschen wohnt seit Anbeginn das Bedüfnis inne, sich zu berauschen, zu entspannen, den Geist zu modifizieren entsprechend der Anforderungen des Lebens. Drogenkonsum ist eine Realität, die uns begleitet, solange wir als Spezies die Erde besiedeln. Auch heute dürfte die Anzahl derer, die komplett abstinent leben – also keinerlei psychoaktive Substanzen zu sich nehmen, auch keinen Tee, keinen Kaffee, keine Schokolade etc. – verschwindend gering sein. Ganz davon ab funktionieren Menschen, Tiere und Pflanzen als physische Wesen ausschließlich dann, wenn ihre Organismen über körpereigene Drogen verfügen, so wie es eben bei uns allen der Fall ist. Denn genau das ist ein Faktum, das auch Drogenkrieger nicht leugnen können.
Ungerechte Gesellschaft
Dies zu erkennen, gehört zur grundlegenden Ausstattung eines jeden drogenpolitischen Aktivisten. Genauso wie die Erkenntnis, dass eine staatsseitige Verbotspolitik in Bezug auf Substanzen jeder Grundlage entbehrt – und schlichtweg ungerecht ist. Wieso darf sich der Bürger mit Alkohol und Tabak potenziell das Leben nehmen, während derjenige, der sich für Cannabis oder andere Psychoaktiva entscheidet, schlimmstenfalls sogar in den Knast wandert? Wen geht es ernsthaft etwas an, welche Stoffe ich verwende, um gut zu schlafen, geil zu feiern, exorbitanten Sex zu haben oder um zur Ruhe zu kommen?
Opferlose Delikte?
Die Antwort lautet: Es geht niemanden etwas an, solange der Drogengebraucher nicht die Freiheit seines nächsten einschränkt. Deshalb nennt man die sogenannten „Drogenverbrechen“ auch „opferlose Delikte“, ein Blödsinn, der uns hier verkauft wird. Und wir für dumm.
Keine Konventionen
Dies zu erkennen und sich zur Aufgabe zu machen, daran etwas zu ändern, nennt sich Aktivismus. Allerdings gibt es keine Konventionen und Handbücher für Aktivisten, in denen beschrieben ist, was genau ein Aktivist tut. Wir haben für euch ein paar Aktivistentypen untersucht.
Aktivistenmethode #1:
Auf Demos und Paraden gehen
Wer keine Kapazitäten hat, selbst etwas zu veranstalten, der kann seinen Arsch in der Hose durch sein Gesicht kenntlich machen. Wie das geht? Nun, ebenjenes – das Gesicht – in der Öffentlichkeit zeigen, zum Beispiel, indem man zu Demonstrationen, Paraden und anderen Veranstaltungen ähnlicher Natur geht und diese tatkräftig unterstützt. Das kann die Hanfparade in Berlin sein, die Dampfparade in Köln, jedes Event des Global Marijuana Marchs (GMM) oder andere Demos, Kundgebungen und ähnlich geartete Konferenzen. Je mehr Menschen an solchen Protestaktionen teilnehmen, desto wahrscheinlicher ist auch, dass dem Thema mehr öffentlicher Repekt gezollt wird, und dass die Medien immer weniger über entsprechende Aktivisten lächeln. Wir werden immer zahlreicher, und das zeigt einmal mehr, wie wichtig das Thema Drogenpolitik für viele Menschen ist. Wenn Tausende auf die Straßen gehen, wird es für die Politik auch schwieriger, deren Anliegen zu ignorieren und wissenschaftliche Fakten totzuschweigen.
Aktivistenmethode #2:
Veranstaltungen selber organisieren
Als Teilnehmer an einer Demonstration dabei zu sein, ist das eine. Und schon mal echt gut. Was ist eine Demo ohne Leute, die mitmachen? Nix als eine Farce. Wer aber so richtig aktiv sein möchte, der macht sich einen Namen, indem er oder sie selbst eine entsprechende Veranstaltung auf die Beine bringt. Man kann eine Parade anmelden, eine Kundgebung, einen Demomarsch. Man kann eine Konferenz oder einen Kongress organisieren, zu denen man erfolgreiche andere Aktivisten einlädt – oder führende Wissenschaftler, die zum Thema etwas zu sagen haben. Manche trauen sich nicht zu, eine Veranstaltung zu wuppen. Trotzdem kann man dann noch etwas tun. Man kann nämlich ebenso die lokalen Politiker ansprechen und sie bitten, sich für ein Ende des Drogenkriegs auszusprechen, oder man wendet sich an die Presse und versucht, hilfreiche Berichterstattung in die Medien zu holen.
Aktivistenmethode #3:
Bildungsinhalte selber produzieren
Wer sich fachlich mit der Thematik auskennt, der sei hiermit angehalten, eigene Medien ins Leben zu rufen, mit deren Hilfe auf die Widersinnigkeit der Drogengesetze aufmerksam gemacht werden kann. Es steht euch frei, selber Magazine, Broschüren und Flugblätter zu produzieren, die dann auf Veranstaltungen oder in den verschiedenen Orten ausgeteilt oder gar am Kiosk oder im Hanfshop vertrieben werden können. Wer meint, das sei alles mit Kosten verbunden, die er oder sie nicht schultern kann, der verlegt seine Aktivitäten einfach ins Internet. Kanäle auf Youtube kosten nichts – sondern bringen sogar ein wenig Geld ein, wenn man es richtig macht (wenngleich auch immer weniger damit verdient werden kann). Die Reichweite, die mit solchen Medien generiert werden kann, ist nicht zu unterschätzen.
Aktivistenmethode #4:
Social Media nutzen
Wenn Youtubevideos, Printobjekte und anderes nichts für euch sind, dann könnt ihr eure Inhalte über die sozialen Netzwerke verteilen. Ob Facebook, Google + oder Instagram: Hier finden sich massenweise Texte, Filme, Bilder und anderes Material, das von Aktivisten erstellt worden ist. Wer partout keine eigenen Inhalte gebacken bekommt, der kann wenigstens die Inhalte anderer Aktivisten über die Social-Media-Plattformen teilen und verbreiten. Das bringt auch schon viel und wird immer wieder andere Menschen inspirieren, sich selbst aktivistisch einzubringen. Oftmals genügt es schon, engagierte Beiträge auf Facebook und Co. zu liken, damit deren Reichweite sich bestenfalls erhöht und die Rankings möglichst auf die oberen Plätze verweisen. Am besten ist es aber, wenn ihr die vorhandenen Beiträge selbst auf eurer Pinwand teilt und so im Verbund einer größeren Öffentlichkeit zugänglich macht.
Die schräge Aktivistenmethode:
Sich wichtig machen – und nix reißen
Es gibt auch eine Spezies von Aktivisten, die man nur in Anführungszeichen auf die Welt loslassen kann. Das sind dann Hanf-„Aktivisten“, die ihre „Arbeit“ nur um des vermeintlichen Ruhmes willen machen. Die im Fernsehen auftauchen und sich wichtig fühlen wollen. Diesen „Aktivisten“ geht es nicht um die Sache, sondern darum, in die Geschichtsbücher einzugehen oder maximalen Profit zu generieren.
3 Fragen an den Revolutionsrat
Sind Hanfaktivisten bessere Menschen?
Natürlich. Nicht. Wir dürfen nicht vergessen: DEN Hanfaktivisten gibt es nicht. Die einen setzen sich nur für Cannabis als Medizin ein, andere wollen ihr vollständiges Recht auf Rausch durchsetzen. Wieder andere scheißen auf alles und wollen lediglich ein bissl Randale schieben. Feindbilder gibt‘s ja in der Politik zur Genüge.
Es geht nicht in erster Linie um das Auftreten der Aktivisten, sondern um deren Message. Also zumindest um jene, die auch was mitzuteilen haben. Da ist es völlig egal, wie ein Mensch aussieht. Aber sicher werden wir mit Argumenten von Personen aus der Riege der sogenannten „Seriösen“ auf Dauer weiterkommen – denn auf Äußerlichkeiten reagiert unsere Gesellschaft häufig sehr emotional.
Wann wird Hanf legalisiert sein?
Das kommt ganz auf euch an. Zuhause sitzen und sich im Stillen zu ärgern, hat noch niemals etwas gebracht.