DEUTSCHE ÜBERSETZUNG EINBLENDEN

Roberdo fragt sich: Kannste die Kamera nicht mal stecken lassen?

partydroneTag 3. Die Sonne brennt, der Sound drückt. Zwischen Ace Ventura und Tristan wird nochmal schnell ein Vortrag über den allgemeinen Verlust der individuellen Freiheit angehört. Ganz üble Nummer, befindet das Publikum mit kopfnickender Zustimmung. Dem gleichen Publikum ist es wenige Minuten später aber vollkommen egal, dass über seinen Köpfen diverse Beobachtungsdrohnen kreisen. Und auch die Tatsache, dass in allen 4 Himmelsrichtungen dreadgelockte Piraten-Verschnitte mit sündhaft teuren Zoom-Objektiven auf der Lauer liegen, scheint das normalste der Welt zu sein.

Wer heutzutage mal wieder so richtig Trance tanzt, also so als würde niemand zuschauen, wird in seiner entrückten Ekstase womöglich gefilmt und ist ein paar Wochen später in einem „After Movie“ auf YouTube zu sehen. Ist ja auch voll schön und emotional und so. Und wer sich zur Abwechslung mal einen gediegenen Abschuss genehmigt läuft Gefahr, dass seine Gesichtsentgleisungen von irgendeinem Hoschi im Camp fotografiert und auf Facebook präsentiert werden. Womöglich kriegt die betroffene Person das nicht mal mit. Können wir da noch von individueller Freiheit reden? Und soll nicht genau die zelebriert werden auf unseren Festivals?

In vielen Berliner Clubs ist das wesentlich besser geregelt. Denn dort herrscht striktes Kamera-Verbot. Wer beim Knippsen mit seinem Smartphone erwischt wird, fliegt raus und kommt so schnell auch nicht wieder rein in den Laden. „Was im Berghain passiert, bleibt im Berghain“ – so ein beliebter Spruch. Da könnte sich die Psytrance Szene mal eine Scheibe abschneiden. Oder auch zwei. Ein paar kleinere Events haben das tatsächlich schon getan und zumindest im Bereich der Tanzfläche ein Kamera-Verbot verhängt.

Als leidenschaftlicher Hobby-Fotograf habe ich vollstes Verständnis für die Begeisterung, die im Zusammenhang mit Kameras aufkommen kann. Was ich im Party-Kontext allerdings vermisse, ist eine gewisse Sensibilität gegenüber der Würde des Menschen. Besser gesagt: Eine Sensibilität gegenüber den glückseeligen Momenten, in denen ein Mensch seine Würde auch mal ablegen kann – ohne Konsequenzen zu fürchten.

Klar, im Zuge der kreativen Inflation ist das natürlich schwierig. Denn heute ist halt jeder ein Fotograf, jeder ein Filmemacher- und jeder braucht ein Publikum. Überhaupt: Ein Erlebnis ohne Foto davon auf Facebook ist doch nur halb so intensiv. Was wir hier zuerst mal brauchen, ist jene Bewusstseinswende, von der überall zu hören ist.

partydroneDay 3. The sun is hot, and so is the sound. Between the sets of Ace Ventura and Tristan there‘s a short layover at a lecture about the general loss of individual freedom. A really bad thing, as the audience agrees with affirmative nods. However, a few minutes later the very same audience doesn‘t care at all about the various observation drones which circle the sky above the festival. Also the constant presence of a multitude of ridiculously expensive zoom lenses and cameras seems to be the most natural thing in the world.

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If you want to engage in some real trance dance today, if you want to dance as if nobody‘s watching, you have to take into account that you might be filmed while doing so and that this footage might be part of an “After Movie” a few weeks later. But hey, it‘s beautiful pictures and emotions. If you hit it really hard, there‘s always a chance that some idiot from your camp takes a picture of you being shitfaced and puts it on Facebook. You might not even know about that picture. Is that still individual freedom, and isn‘t individual freedom what our festivals are all about?

Many clubs in Berlin have a far better policy. Cameras are strictly prohibited. If you are caught taking pictures with your smartphone you‘ll be kicked out and won‘t get in any more. „What happens in Berghain, remains in Berghain“ as a popular saying about one of the most popular venues goes. The Psytrance scene could take one or two pages from that book. As a matter of fact, some smaller events have already done so and banned cameras from their dance floors.

Being an avid photographer myself I perfectly understand the fascination of taking pictures. However, when it comes to party photography I think there‘s all too often a lack of respect towards human dignity. Or, rather: A lack of respect towards those moments of uttermost bliss when a human may temporarily lose his or her dignity – without any consequences for the future.

All well and good, but in times of the creative inflation this subject is kind tricky. Everybody‘s a photographer, everybody‘s a film maker today – and that‘s why everybody needs an audience. An experience that doesn‘t include a picture on Facebook is only half as exciting, isn‘t it? I guess what we need first is that shift in human consciousness so many people talk about at the moment.

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